Vernarbender Haarausfall macht sich neben dem Haarverlust meistens durch weitere Symptome wie eine juckende, schmerzende Kopfhaut bemerkbar. Eine schnelle Behandlung ist erforderlich, da die entstandenen Schäden an den Haarwurzeln irreparabel sind.
Letzte Änderung: 24.04.2021
Die sogenannte Alopecia cicatricalis tritt in Folge von Haut- und Kopfhauterkrankungen, Verletzungen oder beeinträchtigten Organfunktionen auf.
Beim vernarbenden Haarausfall entstehen neben dem reinen Haarausfall Narben an den betroffenen, nun kahlen Stellen.
Weitere Auswirkungen können Juckreiz, Hautrötungen oder das Gefühl von Verbrennungen auf dem Kopf sein.
apl. Professor für Haut-und Geschlechtskranheiten an der Technischen Universität München
"Der vernarbende Haarausfall ist häufig Folge davon, dass sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet. Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes oder Lichenerkrankungen sind Beispiele hierfür. Durch die Entzündungsreaktion auf der Kopfhaut bilden sich Narben im Bereich der Haarwurzeln und bewirken, dass die Haare ausfallen."
Der vernarbende Haarausfall fasst verschiedene Formen des Haarausfalls zusammen, die alle eines gemeinsam haben: Auf der Kopfhaut der Betroffenen bilden sich neben kahlen Stellen auch entsprechende Narben. Der Verlauf unterscheidet sich dabei von Fall zu Fall – der vernarbende Haarausfall kann von jetzt auf gleich einsetzen oder langsam, fast unbemerkt, fortschreitend.
Meistens tritt die vernarbende Alopezie zusammen mit anderen Symptomen wie Juckreiz, Rötungen oder brennenden Schmerzen auf.
Alopecia cicatricalis
Vernarbender Haarausfall wird im Fachjargon als Alopecia cicatricalis bezeichnet.
Vernarbendem Haarausfall gehen eigentlich immer Krankheiten oder Verletzungen des Betroffenen voraus. In vielen Fällen richtet sich das Immunsystem gegen die körpereigenen Haarfollikel, was zu einer voranschreitenden Zerstörung der Wurzeln führt. Typische Ursachen sind:
Hautkrankheiten (z.B. Akne oder Schuppenflechte)
Entzündungen der Kopfhaut (z. B. Pilzinfektionen, Lichen-Erkrankungen der Kopfhaut, Folliculitis decalvans)
Autoimmunerkrankungen (z.B. Lupus erythematodes), Erkrankungen der Organe, Tumore
Verletzungen oder Verbrennungen, die bspw. durch Säuren oder Laugen ausgelöst wurden. Wenn das passiert, kann es sein, dass die Haarwurzeln unwiderruflich zerstört werden und sich in dem Zuge Narben bilden.
Der Krankheitsverlauf unterscheidet sich oft
Der Verlauf des vernarbenden Haarausfalls hängt immer von seinen Ursachen ab. Durch deren Vielseitigkeit ist der Krankheitsverlauf oft sehr unterschiedlich.
Vernarbender Haarausfall macht sich in seinem Anfangsstadium unterschiedlich bemerkbar. Die beiden Hauptkriterien sind gemäß seiner Bezeichnung die Narbenbildung und der Haarverlust:
Klare abgrenzbare kahle Stellen
Nehmen anfangs eher kleine Bereiche der Kopfhaut ein und sind beliebig über den Kopf verteilt
Vernarbung der Haarfollikel
Die kleinen Narben können gut sichtbar sein, sind häufig aber auch nicht mit bloßem Auge zu erkennen
Zusätzlich sind folgende Begleiterscheinungen möglich:
Weitere Symptome von vernarbenden Haarausfall
Jucken auf der Kopfhaut
Brennen und Schmerzen auf der Kopfhaut
Rötungen und Schwellungen
Nässen und Blasenbildung
Schuppen
Ausdünnung der Kopfhaut
Je nach Ursache des vernarbenden Haarausfalls können darüber hinaus weitere spezifische Symptome auftreten:
Ursachenspezifische Symptome des vernarbenden Haarausfalls¹
Der Krankheitsverlauf unterscheidet sich oft
Der Verlauf des vernarbenden Haarausfalls hängt immer von seinen Ursachen ab. Durch deren Vielseitigkeit ist der Krankheitsverlauf oft sehr unterschiedlich.
Juckende Kopfhaut
Rötungen
Pusteln
Schwellungen und Verhärtungen
Anschwellende Lymphknoten im Hals
Auch Auftreten im Bart
Rote verhärtete Flecken, v.a. an belichteten Körperstellen
Starke Beharrung an Kopf, Stirn, Wangen, Nase, Brust
Druckempfindliche Stellen an Kopfhaut
Verblassende oder verfärbte Haut
Juckende Kopfhaut
rötliche, leicht aufgeworfene Flecken
Empfindlichkeit der entzündeten Stellen
Veränderungen an Haut- & Nägeln
Veränderungen an Haut- & Nägeln
Kleine, schmerzende rötliche Knoten
Eitrige Stellen
Kahle Hautbereiche mit glatter Narbenbildung
Erweiterte Poren mit Haarbüscheln
Verblassende oder verfärbte Haut
Die Behandlung richtet sich in erste Linie gegen die Ursache des vernarbenden Haarausfalls, also zugrundeliegende Haut-, Pilz-, oder Autoimmunerkrankungen. Erste Anlaufstelle ist hier der Hautarzt bzw. die Hautärztin.
Die für den Haarausfall üblichen Behandlungswege sind bei der vernarbenden Alopezie weitestgehend wirkungslos. Schließlich werden die Haarfollikel durch die Vernarbung unwiderruflich zerstört. Es ist aber mit Hilfe von sogenannten Kortikosteroiden möglich, den Krankheitsverlauf zu verlangsam und sogar zu stoppen.
Behandlung der Narben
Um Narben zu behandeln, gibt es viele verschiedene Wege, so z.B. Gels, Salben oder Laserbehandlungen. Um die für Dich passende Methode zu finden, solltest Du einen Hautarzt oder eine Hautärztin konsultieren.
Als nächster Schritt, nach Ausheilung des vernarbenden Haarausfalls, besteht die Möglichkeit, eine Haartransplantation durchzuführen. Dabei werden Haare inklusive Haarbalg von einer gesunden Stelle entnommen und an der geschädigten wieder eingefügt.
Der vernarbende Haarausfall hat in der Regel einen langsamen, schleichenden Verlauf. Er beginnt mit vermehrten Haarausfall, erst nach und nach bilden sich Narben auf der Kopfhaut. Je nach Ursache für die vernarbende Alopezie treten neben Haarausfall und Narbenbildung im weiteren Verlauf noch weitere Symptome auf. Das reicht von Rötungen der Kopfhaut, über Juckreiz, Schuppen-, Pustel- und Blasenbildung bis hin zu dem Gefühl von Verbrennungen auf der Kopfhaut.
Es gilt: Je früher der vernarbende Haarausfall festgestellt und behandelt wird, desto besser sind die Prognosen. So kann der Entzündungsprozess, bei dem die Haarfollikel schleichend aber irreparabel zerstört werden, unterbrochen werden.
Biopsie der Kopfhaut für eine genaue Diagnostik
Um sicher zu gehen, dass es sich tatsächlich um eine vernarbende Alopezie handelt, besteht die Möglichkeit, sich einen kleinen Teil der betroffenen Kopfhaut vom Arzt entnehmen zu lassen, um sie zu untersuchen. So kann der Arzt schließlich eine genaue Diagnose stellen und sagen, ob und um welche Form des Haarausfalls es sich handelt. Eine sogenannte Biopsie der Kopfhaut ist jedoch sehr unangenehm und sollte daher gut überlegt sein.