Wenn plötzlich runde, kahle Stellen auf dem Kopf auftreten, kann das für Betroffene sehr belastend sein. Kreisrunder Haarausfall (auch Alopecia areata genannt) ist die dritthäufigste Form von Haarausfall und beschränkt sich nicht nur auf die Kopfhaut: Bart, Wimpern, Intimbehaarung – bei Alopecia areata kann die komplette Körperbehaarung ausfallen. Doch was ist die Ursache für die Erkrankung?
Alopecia areata ist der Fachbegriff für den kreisrunden Haarausfall und beschreibt die Besonderheit, dass er nur an bestimmten Stellen auftritt.
Die Ursachen für den kreisrunden Haarausfall sind weitgehend unbekannt, sodass es bisher keine vorbeugenden Maßnahmen gibt.
Kreisrunder Haarausfall tritt oft schon in der Kindheit auf und kann schubweise immer wiederkehren.
Kreisrunder Haarausfall oder Alopecia areata ist eine Form des Haarverlusts, bei der sich scharf begrenzte kreisrunde kahle Stellen auf dem Kopfhaar, in den Augenbrauen, am Bart sowie, seltener, auch am restlichen Körper bilden.Das unterscheidet den kreisrunden Haarausfall deutlich von anderen Formen des Haarausfalls, bei denen die Haare entweder gleichmäßig dünner werden oder nur vereinzelte „Herde“ betroffen sind. Typischerweise tritt er hauptsächlich im Kindes- oder Jugendalter auf.
"Rund 2% der Weltbevölkerung sind von kreisrundem Haarausfall betroffen. Über seine Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten ist dennoch relativ wenig bekannt. Am wahrscheinlichsten liegt ihm eine Autoimmunerkrankung zugrunde, die zu den kreisrunden Entzündungsherden auf der Kopfhaut führt. Daher gelten Immunsuppressiva als vielversprechender Behandlungsansatz."
Kreisrunder Haarausfall tritt vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen auf. Die Häufigkeit der Diagnose nimmt mit steigendem Alter ab. Die Krankheit verläuft schubweise, sodass später weitere Schübe möglich sind, auch wenn die Erkrankung schon sehr früh aufgetreten ist.
"Gesundes Haar benötigt eine gesunde Kopfhaut. Wenn sich die Kopfhaut entzündet, löst das nicht nur einen Juckreiz aus, sondern auch die Haare leiden darunter und fallen aus. Kommen Vernarbungen dazu, ob durch das Kopfhautkratzen oder die Entzündung selbst, können die Haarwurzeln irreparabel zerstört werden. Deshalb sollte Kopfhautjucken immer ernst genommen und behandelt werden."
Wie sich kreisrunder Haarausfall entwickelt, variiert von Person zu Person. Typischerweise treten im Anfangsstadium innerhalb kurzer Zeit abgegrenzte, haarlose Flecken auf.
Folgende Anzeichen können auf kreisrunden Haarausfall hinweisen:
Überdurchschnittlich starker Haarausfall an vereinzelten Stellen
Runde oder ovale Form der kahlen Stellen auf der Kopfhaut
Um die kahlen Stellen: kurzes und abgebrochenes Haar (sogenanntes Ausrufezeichen-, Komma- oder Kolbenhaar)
Neben dem Haarausfall können bei 10 bis 20 % der Patienten auch Veränderungen der Nägel auftreten: Tüpfel- oder Rillenmuster
Wichtig! Die kahlen Stellen weisen keine Entzündungen der Haut auf, wie Schuppen, Rötungen oder Schwellungen.
Der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) als Sonderform des Haarausfalls hat zwei extreme Ausprägungen: Alopecia totalis und Alopecia universalis.
Bei dieser seltenen, jedoch sehr starken Form ist nicht nur die Kopfhaut betroffen, sondern alle Haare, die sich am Kopf befinden, sprich: auch Augenbrauen, Wimpern und gegebenenfalls der Bart.
Alopecia universalis führt zu Haarausfall am gesamten Körper, einschließlich der Haare am Kopf, an den Armen, Beinen und im Intimbereich.
Kreisrunder Haarverlust hat eine genetische Komponente. Studien haben gezeigt, dass die Erkrankung in Familien gehäuft auftritt:
Die Prozentzahlen zeigen aber auch, dass neben der Genetik noch weitere Faktoren einen Einfluss haben und den Ausbruch der Erkrankung auslösen können.
Eine Autoimmunerkrankung gilt nach derzeitigem Forschungsstand als die plausibelste Ursache für kreisrunden Haarausfall. Grund für diese Annahme ist die Beobachtung, dass Betroffene oft auch an anderen Autoimmunerkrankungen wie Neurodermitis oder genetischen Erkrankungen wie Down-Syndrom leiden.
Krankheiten, die mit kreisrundem Haarausfall einhergehen:
Neurodermitis
Chronisch entzündliche Schilddrüsenerkrankungen
Morbus Addison (Nebennierenunterfunktion)
Vitiligo (Weißfleckenkrankheit)
Rheumatoide Arthritis
Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte)
Von einer Autoimmunerkrankung spricht man, wenn sich das Immunsystem, das normalerweise den Körper schützt, fälschlicherweise gegen körpereigene Zellen richtet und diese als Fremdkörper betrachtet. Das kann zu Entzündungen und Schäden an verschiedenen Stellen des Körpers führen.Bei kreisrundem Haarausfall wird vermutet, dass körpereigene Abwehrzellen die Haarwurzeln angreifen und deren Zellen schädigen. Die Stammzellen sowie das Haarbildungsapparat bleiben jedoch intakt, sodass die Haare nach dem immunologischen Angriff wieder nachwachsen können.
Psychische Belastungen wie Stress, Depressionen oder Burnout werden häufig als Ursachen für kreisrunden Haarausfall diskutiert. Wissenschaftlich bewiesen sind sie bislang jedoch nicht. Mediziner:innen vermuten dennoch, dass dauerhafter Stress oder auch ein einzelner intensiver psychischer Schock Auslöser sein könnten.
Auch körperliche Belastungen, wie Infektionen oder Giftstoffe können das Immunsystem belasten und die Entstehung von Alopecia areata begünstigen.
Raucher haben nach derzeitigem Stand ein höheres Risiko, an kreisrundem Haarausfall zu erkranken, als Nichtraucher. Der genaue Mechanismus ist allerdings nach wie vor unklar. Zigarettenrauch steigert die Produktion entzündlicher Botenstoffe und verringert antientzündliche Substanzen, was Autoimmunreaktionen fördert. Studien zeigen, dass langjähriges Rauchen und der tägliche Konsum von mehr als fünf Zigaretten das Risiko für kreisrunden Haarausfall deutlich erhöhen.
Einer großen Studie zufolge ist das Risiko, an kreisrundem Haarausfall zu erkranken, bei Patienten / Patientinnen mit Schlafstörungen um das 1,65-fache erhöht. Dieser Trend wurde insbesondere in jüngeren Altersgruppen beobachtet.
Kreisrunder Haarausfall ist oft schwer vorherzusagen. Er kann sich langsam, über Jahre hinweg entwickeln, plötzlich verschwinden oder in unregelmäßigen Schüben auftreten.
Etwa ein Drittel der Betroffenen leidet unter dauerhaftem Haarausfall, der in manchen Fällen bis zur Glatzenbildung führen kann. Bei etwa 30 % heilt der kreisrunde Haarausfall innerhalb von sechs Monaten nach dem ersten Auftreten von selbst aus.
Wenn das Haar wieder nachwächst, ist es zunächst dünn und flaumig, bevor es allmählich wieder normal nachwächst. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Haare wieder nachwachsen, ist bei Menschen mit geringerem Haarverlust am größten.
Die schlechte Nachricht: Kreisrunder Haarausfall ist nicht heilbar. Die gute Nachricht: Es gibt Behandlungen, die das Fortschreiten der Krankheit hemmen und das Haarwachstum stimulieren. Bei leichteren Fällen kann es sinnvoll sein, abzuwarten, da es manchmal zu einer Spontanheilung kommt.
Wenn weniger als 50 % der Kopfhaut vom Haarausfall betroffen sind, sind Kortisonspritzen in die Kopfhaut oft das Behandlungsmittel der Wahl. Kortison ist ein Hormon, das im Körper entzündungshemmend wirkt. In schwereren Fällen kann es in Form von Tabletten oder Spritzen auch direkt in die Vene verabreicht werden. Diese stärkeren Anwendungen können jedoch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.
Minoxidil wurde ursprünglich als gefäßerweiterndes Medikament gegen Bluthochdruck entwickelt, wird heute aber auch gegen Haarausfall eingesetzt. Minoxidil fördert das Haarwachstum durch eine verbesserte Durchblutung der Kopfhaut und wird in Kombination mit Kortison auch bei kreisrundem Haarausfall eingesetzt.
Bei der immuntherapeutischen Behandlung wird mit Medikamenten eine allergische Entzündung der Haut ausgelöst. Der genaue Mechanismus ist unklar, aber das Haarwachstum könnte sich durch eine Verlagerung der Entzündungsreaktion von den Haarfollikeln auf die Haut erklären.
Große Hoffnungen ruhen auf sogenannten JAK-Inhibitoren (Januskinase-Inhibitoren) wie dem Wirkstoff Baricitinib im Medikament Olumiant®, das 2022 von der EU-Kommission zugelassen werden soll. Dieses Medikament, das ursprünglich zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis (Autoimmunerkrankung) entwickelt wurde, greift in den molekularen Signalweg der Entzündung ein und eröffnet damit neue Behandlungsmöglichkeiten.
Bei kreisrundem Haarausfall entstehen plötzlich kreisrunde, kahle Stellen auf der Kopfhaut, die sich auch auf andere Körperstellen wie Augenbrauen und Wimpern ausbreiten können. Das körpereigene Immunsystem greift die Haarwurzeln an, wodurch die Haare ausfallen. Die Erkrankung tritt häufig im Kindes- und Jugendalter und verläuft in Schüben. Während die genauen Ursachen noch unklar sind, werden neben Autoimmunerkrankungen und genetischen Faktoren auch Stress als mögliche Auslöser diskutiert. Die Behandlung konzentriert sich darauf, das Fortschreiten der Krankheit zu hemmen und das Haarwachstum anzuregen. Neue Hoffnungen ruhen auf dem Wirkstoff Baricitinib, der das Immunsystem reguliert und die Entstehung von Entzündungen verhindert.
Kreisrunder Haarausfall ist eine eigenständige Autoimmunerkrankung und nicht zwangsläufig ein Hinweis auf eine andere Grunderkrankung. Allerdings leiden Menschen mit kreisrundem Haarausfall häufig auch an anderen Autoimmunerkrankungen, wie Schilddrüsenerkrankungen oder Vitiligo (Weißfleckenkrankheit).
Der Verlauf des kreisrunden Haarausfalls ist von Mensch zu Mensch verschieden. Generell beginnt die Erkrankung jedoch plötzlich. Der Haarverlust kann innerhalb weniger Wochen eintreten oder sich auch langsam über mehrere Monate hinweg entwickeln.
Nein, leider gibt es derzeit keine Therapien oder Medikamente, mit denen Du kreisrundem Haarausfall vorbeugen kannst.
Kreisrunder Haarausfall ist zwar nicht lebensbedrohlich, kann aber für die Betroffenen emotional sehr belastend sein. Viele empfinden Stress, Angst und ein vermindertes Selbstwertgefühl und suchen emotionale Unterstützung in Selbsthilfegruppen oder psychologischen Beratungen. In manchen Fällen kann das Tragen von Perücken helfen, die kahlen Stellen zu kaschieren und neues Selbstbewusstsein zu gewinnen.
Ja, kreisrunder Haarausfall kann neben den Haaren auf der Kopfhaut auch Augenbrauen und Wimpern betreffen. Der Haarverlust in diesen Bereichen ist für die Betroffenen oft besonders belastend.
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