Um Haarausfall effektiv bekämpfen zu können, ist es wichtig seine Ursachen zu kennen. Denn je nachdem ob die Genetik, die Psyche oder die Ernährung den Haarausfall verursacht, ergeben sich unterschiedliche Behandlungsansätze.
Letzte Änderung: 26.08.2021
Haarausfall kann viele Gründe haben: Der häufigste ist die Genetik. 4 von 5 Männern wird der Haarausfall weitervererbt.
Stress, Burnout und andere seelische Sorgen können ebenfalls Haarausfall begünstigen.
Weitere mögliche Ursachen für Haarausfall sind Krankheiten, Operationen, Umwelteinflüsse oder die falsche Ernährung.
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten - Allergologie - Konsiliararzt, Hautzentrum Nymphenburg,
apl. Professor der Technischen Universität München
"Haarausfall kann eine Reaktion auf die unterschiedlichsten psychischen und körperlichen Ursachen sein: zum Beispiel Entzündungsreaktionen der Haut, Nährstoffmangel oder anhaltender Stress. In 95% der Fälle ist aber die genetische Veranlagung ursächlich. Gegen diese gibt es zum Glück wirksame Mittel, wie Finasterid oder Minoxidil."
Die genetische Veranlagung ist bei weitem die häufigste Ursache für Haarausfall. Etwa 80 % aller Männer und bis zu 20% aller Frauen sind von dieser Form des Haarausfalls betroffen. Sie wird im Fachjargon auch androgenetische Alopezie genannt.
Häufigkeit von genetischem Haarausfall bei Männern
Haarausfall beginnt bereits zwischen 20 und 25 Jahren
Bei jedem zweiten Betroffenen beginnt der Haarausfall bereits im Alter von 20 bis 25 Jahren und erfährt in der Regel einen zweiten Schub zwischen dem 40 und 45 Lebensjahr.
Vererbt wird eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber dem körpereigenen Botenstoff Dihydrotestosteron (DHT). DHT wird aus dem Geschlechtshormon Testosteron gebildet. Grund für den Haarausfall ist eine übermäßige Produktion von DHT sowie die empfindliche Reaktion der Haarfollikel auf DHT.
Aus den biologischen Prozessen ergeben sich wirksame Wege, genetischen Haarausfall zu behandeln. Sie setzen bei den Umwandlungsprozessen von Testosteron in Dihydrotestosteron an, mit dem Ziel den DHT-Spiegel zu senken. Besonders gut erforscht sind die Wirkstoffe Finasterid und Minoxidil.
Haarausfall fängt im Kopf an - zumindest, wenn er durch psychische und seelische Belastungen ausgelöst wird. Haarausfall als Symptom von psychischen Stress ist keine Seltenheit: Nach der genetischen Veranlagung gilt Stress als die zweithäufigste Ursache von Haarausfall.
Häufige psychische Belastungsfaktoren
Stress auf der Arbeit: Überforderung, aber auch Unterforderung. Permanenter Druck wegen drohender Deadlines und ständiger Erreichbarkeit
Zwischenmenschlicher Stress: Konflikte, Erwartungen, Einsamkeit
Psychische Erkrankungen: u.a. Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen
Familiäre Anforderungen: Versorgungspflichten und Verantwortung, Erwartungen
Es werden verschiedene Mechanismen vermutet, die stressbedingten Haarausfall auslösen. Wahrscheinlich ist eine erhöhte Konzentration von Botenstoffen wie Cortisol, Noradrenalin oder NGF, die das Haarwachstum hemmen und zu Entzündungen und damit einem Absterben der Zellen führen. Auch der Ablauf der Wachstumszyklen der Haare könnte gestört werden.
Bei der Behandlung von psychisch bedingtem Haarausfall gilt es, zunächst den Stressor zu identifizieren und bestenfalls zu beseitigen oder - falls nicht möglich - eine bessere Bewältigung des Stresses zu erlernen. Begleitend können natürliche Haarpflegemittel die Haare bei der Regeneration unterstützen.
Auch wenn es deutlich seltener vorkommt, können auch organische Erkrankungen Haarausfall als Symptom auslösen. Auch Operationen können eine Ursache für Haarausfall darstellen.
Die Schilddrüse steuert eine Reihe hormoneller Prozesse und hängt daher auch mit der Gesundheit unserer Haare zusammen. Besonders häufig tritt der Haarausfall als Begleiterscheinung zu einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion auf.
Neben entsprechenden Medikamenten gegen den Haarausfall ist es hier natürlich mehr als empfehlenswert, die Schilddrüsenüber- bzw. -unterfunktion zu behandeln, um die Ursache des Haarausfalls loszuwerden, und die eigene Gesundheit zu fördern.
Weiterer Auslöser für Haarausfall können Operationen sein. Schließlich können sie für Körper und Psyche großen Stress bedeuten – der wiederum die Haare reihenweise ausfallen lässt. Wer dem vorbeugen möchte, sollte direkt nach der Operation damit beginnen, die Haarwurzeln zu stärken und die Durchblutung der Kopfhaut zu fördern. So lässt sich der erhöhte Stressfaktor bis zu einem gewissen Grad ausgleichen.
Häufige Ursache für den Haarverlust ist eine Krebserkrankung – insbesondere die oft folgende Chemotherapie sorgt in der Regel für einen vollständigen Verlust der Haarpracht, was oftmals das Selbstbewusstsein der Betroffenen angreift und den durch die Krankheit auslösenden Stress weiter verstärkt.
Was hilft gegen Haarausfall bei Krankheiten?
Durch Krankheiten oder Operationen bedingter Haarausfall ist in der Regel nicht von Dauer, sondern tritt nur während oder in einem gewissen Zeitraum nach den Vorkommnissen auf. Dennoch besteht die Gefahr, dass die Haare nicht mehr in derselben Fülle zurückkehren. Bei einer Chemotherapie kann es möglicherweise helfen, während der Infusion die Kopfhaut mit einer kühlenden Kappe abzukühlen². Dadurch sollen die Haarwurzeln weniger stark geschädigt werden.
Haarausfall durch Vitaminmangel ist keine Seltenheit. Fehlt es unserem Körper an den notwendigen Vitaminen, verlangsamt sich das Haarwachstum und es fallen mehr Haare aus als nachkommen. So entsteht ein diffuser Haarausfall, der für gleichmäßig kahle Stellen am gesamten Kopf sorgt.
Ebenfalls häufig treten Eiweiß- und Eisenmangel als Ursache für diffusen Haarausfall auf. Die richtige Versorgung mit Nährstoffen ist notwendig, damit der Haarwachstumszyklus optimal funktioniert.
Durch falsche Ernährung können ebenso chronische Darm-, Leber- und Nierenerkrankungen auftreten, die wiederum die Haare ausfallen lassen. Eine ausgewogene Ernährung ist daher das A und O für die Gesundheit Deiner Haare.
Ein gesunder Lebensstil schützt Deine Haare ganzheitlich
Neben einer ausgewogenen Ernährung spielen weitere Konsumfaktoren eine Rolle. So sind Raucher besonders häufig von Haarausfall betroffen. Schuld ist das Nikotin, das die Blutgefäße verengt und für eine schwächere Durchblutung der Haarwurzeln sorgt. Da Alkohol dem Körper Wasser entzieht kann ein starker Alkoholkonsum die Haare spröde und brüchig machen.
Auch äußere Einflüsse aus unserer Umwelt sind potenziell für Haarausfall verantwortlich. Nimmt der Körper z. B. zu viel Quecksilber auf, Kadmium oder Thallium, droht diffuser Haarausfall. Dafür sind in der Regel aber Mengen notwendig, die der Körper üblicherweise nicht durch die reguläre Ernährung oder Einnahme von Medikamenten aufnimmt.
Nicht sichtbar, aber trotzdem gefährlich: Elektrosmog. In Zeiten, in denen so gut wie jeder Mensch Smartphones, Tablets oder Notebooks besitzt, leben wir in immer mehr Elektrosmog – gerade in Ballungszentren. In großer Dosis kann der nicht nur zu Schlafstörungen führen, sondern genauso für eine schwächere Durchblutung der Kopfhaut sorgen – und damit für Haarausfall.
Elektrosmog
Die allgemeine Angst vor elektrosmog-bedingtem Krebs bei gewöhnlicher Smartphone-Nutzung kann Stand heute übrigens nicht bestätigt werden. Viele Langzeitstudien dazu sind aber noch im Gange.