Erblich bedingten Haarausfall kann man wirksam behandeln. Ein Überblick, wie Du ihn frühzeitig erkennst und welche Produkte Dir helfen können.
Letzte Änderung: 13.04.2021
Erblich bedingter Haarausfall ist sehr häufig und tritt bei 80% der Männer auf
Häufig sind Geheimratsecken die ersten Anzeichen
Mit Finasterid und Minoxidil kannst Du den Haarausfall bremsen und für neuen Wachstum sorgen
apl. Professor für Haut-und Geschlechtskrankheiten an der Technischen Universität München
"Haarausfall bei Männern ist häufig erblich bedingt. Das heißt aber nicht, dass man ihn nicht ausbremsen und behandeln kann. Durch Medikamente wie Finasterid und Minoxidil kann der Prozess verlangsamt und neues Haarwachstum gefördert werden. Über die Hemmung des haarwurzelschädigenden Hormons DHT werden die biologischen Ursachen erblich bedingten Haarausfalls direkt bekämpft."
Erblich bedingter oder anlagebedingter Haarausfall, im Fachjargon bekannt als androgenetische Alopezie, gilt als häufigste Form des Haarverlusts. Da der Haarausfall scheinbar unaufhaltsam voranschreitet, kann er für Betroffene sehr belastend sein. Mit den richtigen Medikamenten kann der Verlauf allerdings verlangsamt werden und sogar wieder neues Haarwachstum angeregt werden.
Erblich bedingter Haarausfall kann jeden Mann (und übrigens auch jede Frau) treffen. Es gibt jedoch Unterschiede in der Wahrscheinlichkeit, erblich bedingten Haarausfall zu entwickeln, in Abhängigkeit verschiedener Faktoren:
Bis zu 80% der Männer und 20% der Frauen leiden unter erblichen bedingten Haarausfall.
Männer, die in Europa leben, haben eine deutlich höheren Haarverlust als asiatische Männer mit nur 47%-60% sowie afroamerikanische Männer.¹
Wenn ein von zwei eineiigen Zwillingen unter erblich bedingtem Haarausfall leidet, teilt sein Zwilling in 80-90% der Fälle sein Schicksal².
Ist Haarausfall immer erblich oder nicht? Wer kahle Stellen bei seinem Vater und Großvater beobachtet, blickt zumeist düster in die Zukunft seiner eigenen Haare. Aber so muss es nicht kommen, da genetische Risikofaktoren auf eine komplexe Weise zusammenwirken. Außerdem ist man dem Haarverlust nicht gänzlich ausgeliefert, sondern kann ihm durch die richtigen Haarpflegeprodukte entgegenwirken.
Hintergrund: Wie wird Haarausfall vererbt?
Die Ursache für erblich bedingten Haarausfall ist die Reaktion der Haarwurzeln auf ein körpereigenes Hormon, DHT (Dihydrotestosteron). DHT wird aus dem Geschlechtshormon Testosteron gebildet. Bei Männern mit erblich bedingten Haarausfall findet zum einen eine übermäßige Produktion von DHT aufgrund eines überaktiven Umwandlungsenzyms statt. Außerdem wird eine generelle Überempfindlichkeit der Haarfollikel auf DHT vererbt.
Häufig wird angenommen, dass nur väterlicherseits Gene für Haarausfall weitergereicht werden. Das für den Haarverlust verantwortliche Hormon DHT tritt allerdings bei Frauen genauso wie bei Männern auf. Auch Studien bestätigen, dass die Gene der Frau eine große Rolle beim männlichen Haarverlust spielen.
Wissenschaftliche Studien der Universität Bonn und Düsseldorf³
In Studien mit 300 Männern wurden mehrere Gene identifiziert, die mitverantwortlich für männlichen Haarausfall sein sollen:
Auf dem X-Chromosom: Risiko-Gen für den Androgenrezepter, welcher eine Rolle für den Haarausfall spielt; wird von der Mutter vererbt
Auf dem Chromosom 20: kann von Mutter und Vater vererbt werden
Die Gene des Vaters oder der Mutter werden also nicht “eins-zu-eins” an das Kind weitergegeben. Stattdessen entscheidet die Kombination der Erbanlagen beider Elternteile darüber, ob ein genetisches Risiko für Haarausfall gegeben ist.
Alles beginnt damit, dass das Haar auf der Kopfhaut allmählich dünner wird. Nach und nach zeichnet sich an der Stirn die Bildung von sogenannten Geheimratsecken ab, an denen die Haare mehr und mehr vollständig ausfallen. Von den Geheimratsecken zieht der Haarverlust weiter über den gesamten Vorderkopf. Wann genau das passiert, ist von Person zu Person unterschiedlich – oft beginnt der Prozess aber schon um das 20. Lebensjahr herum.
Bei erblich bedingten Haarausfall ist nicht ungewöhnlich, dass im Alter von 20 Jahren bereits der erste Schub kommt, der zweite folgt daraufhin oft zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr.
Das sogenannte Hamilton-Norwood-Schema hilft beim Erkennen der einzelnen Phasen und kann eine Prognose über den weiteren zeitlichen Verlauf geben. Je nachdem, wann welche Phase erreicht wird, lässt sich der weitere Verlauf bestimmen.
Haarausfall lässt sich erstmal ganz einfach diagnostizieren: Fallen mehr Haare aus als nachwachsen, sprechen wir von Haarausfall. Um genauer zu definieren, von welcher Art der Patient betroffen ist, schaut sich der Arzt begleitende Symptome an und geht auf Ursachenforschung. Ein Hinweis ist vor allem die Bildung von Geheimratsecken – ein Hinweis auf eine genetische Ursache des Haarverlusts.
Daumenregel aus der Praxis
Pro Tag wachsen dem Menschen 100 Haare – fallen mehr als diese 100 aus, handelt es sich um Haarausfall. Du kannst selbst einen Haarausfall-Check machen, indem Du einen Tag lang alle Haar einsammelst und zählst, die Du finden kannst: in der Dusche, auf dem Boden, in der Bürste, auf dem Kopfkissen...
Die vermehrten Haare im Abfluss oder im Kamm. Die lichten Stellen am Kopf. Bereits im Anfangsstadium lässt sich der Haarausfall gut erkennen - wenn man genau hinschaut. Eine frühe Diagnose verspricht bessere Behandlungserfolge, daher solltest Du den Haarverlust ernstnehmen und im Zweifelsfall einen Arzt aufsuchen.
Androgenetische Alopezie hat den Ruf, unbeeinflussbar zu sein. Das liegt daran, dass sie anders als andere Formen von Haarverlust weniger abhängig von Faktoren wie Stress oder dem Lebensstil ist und ohne Interventionen normalerweise stetig voranschreitet.
Zum Glück gibt es aber Wege, diese Form des Haarausfalls abzuschwächen und für neues Haarwachstum zu sorgen. Besonders erfolgreich und gut erforscht sind folgende Wirkstoffe:
Neben den verschreibungspflichtigen Medikamenten Minoxidil und Finasterid gibt es noch weitere Möglichkeiten zur Behandlung des Haarverlusts: Zum einen gibt es rezeptfreie Medikamente, Shampoos und Schaumanwendungen, zum anderen kann ein gesunder Lebensstil den Verlauf des erblich bedingten Haarausfalls zumindest verlangsamen.
Wenn noch keine Anzeichen von Haarausfall vorliegen, ist es weder notwendig noch hilfreich, verschreibungspflichtige Medikamente wie Minoxidil oder Finasterid einzunehmen. Was Du aber machen kannst, ist Dein Haar durch einen gesunden Lebensstil und natürliche Pflege zu unterstützen:
Gesunde, ausgewogene Ernährung: Wenn Dein Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen versorgt ist, kann das auf Lasten Deiner Haarpracht gehen. Sorge daher für Vielfalt auf Deinem Teller und trinke ausreichend. Erfahre hier mehr über Nährstoffmangel als Ursache für Haarausfall.
Natürliche Produkte zum Haarwachstum: Pflegeshampoos mit Inhaltsstoffen, die auf natürliche Weise den Haarwachstum anregen, können ebenfalls präventiv angewendet werden.
Die richtige Haarpflege: Du kannst unnötigen Haarausfall verhindern, indem Du Dein Haar wenig strapazierst (Haarfärbungen, Glätten, heißes Föhnen, Dauerwellen). Auch solltest Du nicht zu viel Shampoo benutzen und nur gut verträgliche Pflegeprodukte anwenden.
¹https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2011/daz-28-2011/update-zum-androgenetisch-bedingten-haarausfall
²Nyholt, D. R., Gillespie, N. A., Heath, A. C., & Martin, N. G. (2003). Genetic basis of male pattern baldness. Journal of Investigative Dermatology, 121(6), 1561-1564.
³https://www.ukbonn.de/42256BC8002AF3E7/vwWebPagesByID/2B8EBA497A701681C12574E10034E4EE